Ich hätte mir für meinen letzten Tag an der Küste knackig sonniges Strandwetter gewünscht. Stattdessen prasselt gerade der nächste Regenschauer herab. Es ist der Beginn der Regenzeit. Zeit sich von der Küste zu verabschieden und Zeit die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen.
Über drei Monate bin ich nun auf Reisen. Monate in denen ich mich langsam von Nicaragua bis Kolumbien treiben lassen habe. Monate in denen viele Dinge wieder so selbstverständlich geworden sind: Das Gepäck wird auf dem Bus Dach verstaut, fährt man vormittags Rtg. Süden sitzt man immer rechts im Bus, am Nachmittag dann besser links, sonst schmilzt man wie Schokolade in der Sonne. Jeden Abend wird das Moskitonetz aufgehängt, Hose und T-Shirt werden vor dem Anziehen auf lebendigen Inhalt inspiziert.
Nicaragua und immer wieder Gallo Pinto
Reis und Bohnen oder Bohnen und Reis - nein noch besser Reis gemischt mit Bohnen! Gallo Pinto, ohne das geht hier in Nicaragua nichts. Frühstück, Mittagessen, Abendessen. Egal wo und wann ich frage ob es etwas ohne Fleisch zu essen gibt, bekomme ich, nach kurzer Überlegung voller Stolz und als könne man mir heute mal etwas ganz besonderes anbieten, zur Antwort: Si, claro: Gallo Pinto! Dazu ein Rührei, Patacones (frittierte Kochbananen) und wenn es mal ganz gut läuft ein kleines Stück Käse, der von hier bis weit nach Südamerika immer gleich ausschaut und gleich schmeckt.
Nachdem ich mich über Weihnachten im nicht sonderlich sehenswerten Managua erstmal ausgeschlafen habe, mache ich mich auf die lange Reise über Land und Wasser zu den in der Karibik gelegenen Corn Islands. In den vor mir liegenden Monaten möchte ich nicht fliegen, habe ich mir vorgenommen. So geht es viele Stunden im rumpligen, übervollen Bus quer durchs Land. Ich liebe es! Die Landschaft ist sattgrün und wunderbar hügelig. Kühe, Esel, Mulis, Pferdekarren und Straßenhändler die je nach Gusto des Busfahrers oder seines Assistenten aufspringen dürfen und leckere Kleinigkeiten verkaufen.
Irgendwann endet die Straße und es bleibt nur der Flussweg um bis zum Hafenstädtchen Bluefields an die Küste zu gelangen. Auf dem riesig breiten, wundervoll dschungeligen Rio Escondido fühle ich mich wie auf einem Seitenarm des Amazonas.
Bluefields ist ein recht ursprüngliches, nicht allzu turbulentes Städtchen. Ich versuche mir das Treiben dort, das Frühstück auf einem Holzschemel vor einer kleinen Bude im schmuddeligen Gewirr der kleinen Gassen des Marktes am Hafen, die vielen kleinen Fischerboote, Cevice (roher Fisch in Zitronensaft), was am „Kiosk“ um die Ecke verkauft wird, die an den Füßen zusammengebundenen Hühner die im Schlamm gleich neben den großen Körben voller Orangen stehen ü.. alles gut einzuprägen. Wie lange wird es noch so sein? Der Baubeginn des Nicaragua-Kanales ist bereits zu Ende des Jahres geplant und einer der möglichen Verläufe geht im Süden von der Pazifikküste durch Mittelamerikas größten Binnensee, den Nicaragua-See, weiter durch den Rio Escondido und endet in Bluefields. Ein Projekt der Chinesen - für mich gerade unvorstellbar.
Meine Vorstellung, dass hier alle Nase lang Schiffe auf die Corn Islands fahren, entspricht leider nicht ganz der Realität. Ein Frachtschiff führt einmal die Woche und nimmt Passagiere mit. So sitze ich, wie auch die anderen Passagiere, am übernächsten Tag morgens um 9 Uhr mit Sack und Pack am Hafen und freue mich auf die angeblich 5-stündige überfahrt, die um 10 Uhr starten soll. In Wirklichkeit wird es ein langer Tag des Wartens, denn der Frachter taucht erst um 16 Uhr auf. Die Auskunft des Frachter Büros, dass es eine Stunde später weitergeht, passt nicht ganz; um 22 Uhr legen wir ab und starten mit gutem Seegang in die Nacht hinein. Es gibt, wie aus Holzpalletten zusammengeschusterte 3-stückige Hochbetten. Alles ist restlos überfüllt mit Fracht und Passagieren. Ein Reisender äußert den gewagten Vergleich mit einem Flüchtlingsschiff. Die Betten werden zu zweit und dritt geteilt. Der kleine Junge der Familie im Nachbarbett kommt immer wieder zu mir rüber gekrabbelt und erzählt mir seine ganze Familiengeschichte, wie viele Väter und Großeltern er hat und und und & sehr beeindruckend ;-) Dann gibt er mir Miskito-Unterricht, denn neben Spanisch und Englisch (was hier an der Karibikküste fast alle sprechen) spricht er Miskito, die Sprache des Stammes, der ursprünglich hier, bzw. im Norden Nicaraguas an der Küste lebt.
Nach einer Nacht, teils ohne Licht, mit wilden Wellen und entsprechend viel Brecherei an Bord, mit Sturzregengüssen und der Frage ob wir überhaupt ankommen werden, erreichen wir am Morgen Big Corn Island ü puh, für den Rückweg werde ich mir ggf. eine Alternative überlegen.
Auf den Inseln lasse ich die Seele baumeln und steige Tage später, wider meines ursprünglichen Vorhabens, in die kleine Propeller-Maschine zurück nach Managua um von dort gleich weiter Rtg. Westen nach León zu gehen. Auf dieser Seite scheint das Land wie eine andere Welt. Im Gegensatz zur Karibikseite gibt es so gut wie keine schwarze Bevölkerung, keinen teils sehr derben, harten Kreolischen Einfluss. Die Vegetation ist nicht dschungelig sondern jetzt in der Trockenzeit recht braun und trocken.
Ich genieße León, das wunderschöne Kolonialstädtchen, wo man auf dem Dach der alten Kathedrale Spazierengehen
und ganz anders als in Managua, sogar nach Einbruch der Dunkelheit noch durch die Straßen schlendern kann.
Von hier aus geht es auf zum Vulkantrekking auf den aktiven Vulkan Telica. Sooo toll!!!
Kurz vor Sonnenuntergang sind wir oben und schauen in den laut fauchenden Krater hinein und haben einen umwerfenden Ausblick auf umliegende Vulkane und bis zum Pazifik.
Das sind Reisemomente die so richtig, richtig glücklich machen!
Zurück runter sind wir dann im Dunkeln gelaufen und haben Unmengen Skorpione und zwei tolle groüe Taranteln auf dem Weg gesehen.
Vorsichtshalber habe ich das Ende meiner Hosenbeine in die Socken gesteckt, falls eines der Viehcher auf die Idee kommen sollte in meine Hose zu kriechen - da bin ich doch immer noch ein Angsthase ;-)
Nach Stadt und Anstrengung warten die schönen Surfwellen am Pazifik in Las Penitas. Zwei/drei Nächte hatte ich geplant und lande dann im Haus einer so freundlichen Familie, direkt am Strand, dass ich für über eine Woche einfach hängenbleibe.
Hier lerne ich auch ein junges deutsch/amerikanisches Paar kennen, dass auf der Suche nach Nachhaltigkeitsprojekten um die Welt reist und diese Projekte dann 3 Partner-Schulklassen in Österreich und den USA vorstellt, ihnen die Möglichkeit bietet Fragen zu stellen, die sie vor Ort in den Projekten weitergeben und beantworten lassen. Eine fantastische Idee um bei Kindern/Jugendlichen das Interesse zum Thema Nachhaltigkeit zu wecken. ==> www.forum-via.org
Auf der Suche nach einem noch ursprünglicheren Gebiet an der Küste Nicaraguas mache ich mich auf den Weg nach Norden. Die Busse werden immer einfacher, die Touristen immer weniger. In Chinandega warte ich in einem verruchten, quirlig schmuddeligen Marktgebiet der Stadt auf den Bus der mich an die Küste nach Jiquilillo bringen soll. Ich warte und warte. Vor lauter Langeweile frühstücke ich zum dritten Mal in den Markthallen ü das Essen ist aber auch einfach zu günstig und es gibt so unzählig viele leckere Kleinigkeiten.
Als ich schließlich im Bus sitze wird dieser so extrem von weiteren Straßenverkäufern gekapert wie ich es während all meiner Reisen noch nie erlebt habe. Wow, es gibt alles zu kaufen was man brauchen und nicht brauchen könnte: Zahnbürsten, Plastikschüsseln und Siebe zum absoluten Sonderpreis, Wasser und Frescos (stark verdünnter und gezuckerter frischer Fruchsaft), Limo in allen Farben, Ananas in Scheiben, Empanadas, Tortillas, verboten leckeren Milchkuchen, Kaugummis, Eis, Wassermelone, Papaya, Äpfel, grüne Mangos mit Chili und Zitronensaft (leecker! ), Rosquillas (eine Art Blätterteigkekse die man in schwarzen Kaffee tunkt), Haarspangen, Planzentabletten die bei (fast) jeder Krankheit helfen und unendlich vieles mehr. Eine Verkäuferin hält mir einen verlockend duftenden Kuchen unter die Nase und meint den müsse ich jawohl kaufen! Ja, ich glaube, dass er lecker ist, aber ich kann kein viertes Mal frühstücken! Der kleine Junge legt mir das Paket Äpfel, welches ich nicht kaufen möchte, einfach auf den Schoß. Irgendwann gebe ich dann nach und die leckeren Quesadillas und ein Paket geschälte Orangen (die man zur Erfrischung einfach aussaugt) landen mal auf Vorrat in meiner Tasche.
So wird die Fahrt bei mörderischer Hitze im rumpligen restlos überfüllten Bus mit bis zum Anschlag aufgedrehter Musik (u.a. von Modern Talking!) über steinige Staubpisten zum sehr unterhaltsamen Vergnügen. Es ist soo anstrengen und ich liebe es soo sehr!
Der tolle breite Strand von Jiquilillo ist endlos lang und das dazugehörige Dorf winzig. Würde man hier im Norden einfach über die riesige Bucht schwimmen, wäre man schon in El Salvador.
In der Unterkunft lerne ich Dave, einen älteren Herren aus den USA kennen, der ein Projekt in der Stadt Matagalpa in den Bergen im Norden Nicaraguas unterstützt. Er hat bereits zum wiederholten Mal ausrangierte Rollstühle und andere Hilfsmittel für behinderte Kinder gesammelt, in einem Container hergeschickt und nun wartet er auf die Ankunft eines Teams freiwilliger Ärzte, Physiotherapeuten, Logopäden und Lehrer, die in Matagalpa Einheimische anlernen sollen. Dave bietet an, mir das Projekt vorzustellen und so finde ich mich wenige Tage später in Matagalpa wieder und verfolge voller Begeisterung die Arbeit des fantastischen Teams. Es werden neue Rollstühle angepasst für die Kinder die aus den alten rausgewachsen sind und man sieht so viele strahlende Augen, dass mir zwischendurch die Tränen kommen. In der Schule die vorbildlich für körperlich behinderte Kinder gestaltet ist versichern mir alle einstimmig, dass die unbeliebteste Zeit des Jahres die Ferien sind! So wunderbar.
Da ich nun schon mal so weit im Norden bin, mache ich mich von hieraus auf den Weg nach Somoto, direkt an der Grenze zu Honduras. Hier gibt es einen sehr schönen Canyon der erst vor wenigen Jahren für den Tourismus entdeckt wurde. So kann man dieses spezielle Stück Natur noch entsprechend unberührt Genießen, wirklich ganz toll!
Nun bin ich schon 11/2 Monate in Nicaragua. Trotzdem das Land nicht sonderlich groß ist, gibt es hier doch so unendlich viel Interessantes zu sehen. Je weiter ich gehe, desto mehr interessante Ecken tun sich auf und ich mag mich so gar nicht vom Land trennen.
Dennoch wird es nun Zeit Richtung Süden zu reisen.
So sitze ich am nächsten Tag im Bus nach Masaya, DIE Kunsthandwerk-Stadt von Nicaragua, besonders bekannt für ihre wunderschönen Hängematten. Auf dem Kunsthandwerker-Markt begegne ich zum ersten Mal den Touristenmassen aus den USA, bei denen besonders der Süden des Landes für einen kurzen Urlaub beliebt ist. Sie werden in ganzen Busladungen zu diesem Markt gekarrt, inklusive landestypischem Essen und der Vorführung einer traditionellen Musik- und Tanzgruppe. Ich mache mich schnell wieder aus dem Staub.
Am Abend sitze ich in einem Restaurant und Teile mein viel zu großes Abendessen mit Elisier, einem Schuhputzer-Straßenjungen, der bis zum Anschlag nach Klebstoffschnüffel riecht, dementsprechend zittert und nicht ganz so klar ist. Was für ein Elend! Nun habe ich einen Freund hier in der kleinen Stadt Masaya, denn er taucht stündig wieder irgendwo auf und hängt mir am Rockzipfel. Habe ihm gesagt wenn er ordentlich zur Schule geht und fleißig lernt, dann kann er Fremdenführer für die Stadt werden, die er kennt wie seine Westentasche und das ist doch tausend Mal besser als Schuhputzer - fand er irgendwie auch. Am nächsten Tag hat er den ganzen Vormittag vor dem Hostel gehockt und auf mich gewartet. Ich war früh zu einem kleinen Dorf in den Bergen oberhalb einer Kraterlagune unterwegs und als ich zurückkam hockte er da und hat gestrahlt und schon wieder nach Klebstoffschnüffel gerochen. So ein Mist, damit macht er sich alles kaputt! Habe mich dann noch eine Weile zu ihm und der alten Frau die auf der Straße Orangen verkauft, gehockt und versucht ihm zu erklären, dass er alles verliert wenn er weiter schnüffelt und so niemals Fremdenführer werden kann! Ja ja, hat er sich wahrscheinlich gedacht... das sind echte Sorgen, ich kann's euch sagen! Was haben es die meisten Kinder in Deutschland doch gottseidank gut!
Ich verabschiede mich und fahre weiter zur Kraterlagune Apoyo. Auch hier bleibe ich nochmals etwas langer als geplant hängen, weil es einfach zu schön ist. Ein Kratersee mit etwas schwefeligem, perfekt temperiertem Wasser um ganz früh am Morgen im Sonnenaufgang schwimmen zu gehen, Kajak zu fahren und haufenweise Brüllaffen zu beobachten die wahlweise wild durch die Bäume toben oder, nachdem sie ordentlich gespeist haben, trüge vor sich hindösen.
Etwas grauselig ist es wenn gelegentlich eine Schlange aus den Bastdächern herabfüllt oder Skorpione durch die Zimmer laufen ü aber auch damit lernt man sich irgendwie zu arrangieren.
Nach einem Zwischenstopp in der in Nicaragua wohl am meisten von Touristen frequentierten Kolonialstadt: Granada, geht es mit dem Boot über den riiieeesigen Nicaraguasee auf die Insel Ometepe, eine Insel die aus zwei Vulkanen besteht ü sehr speziell. Der See ist so unglaublich groß, dass man am Horizont kein Land sieht. Die Wellen sind so hoch, dass man gar nicht glauben kann, dass es sich hier um einen See handelt! Erst wenn man das Wasser probiert und merkt, dass es nicht salzig schmeckt, glaubt man es.
Hier jagt ein Sturzregenschauer den nächsten und es stürmt an der Ostküste, wo ich mir eine Bleibe gesucht habe, so sehr, dass man es teils draußen kaum aushält. Dennoch schaffe ich es eine Schönwetter-Phase zu nutzen um eine Kanutour in die wunderschöne Lagune zu machen die die Insel i.d. Mitte nahezu teilt. In der Lagune wimmelt es von Krokodilen ü schaurig schön! Wir kommen ihnen so nahe, dass ich zwischendurch schon Angst bekomme, dass ein Krokodil aufs Kajak springen und meine Füße als zweites Frühstück verspeisen konnte. brrrr.
Dann ist es endgültig Zeit Abschied zu nehmen von Nicaragua, diesem vielfältigen Land mit den schönen Karibikinseln, den tollen Surfwellen am Pazifik, malerischen Kolonialstädten, dem fantastischen Somoto-Canyon im Norden, von brodelnden, fauchenden Vulkanen, wundervollen riesigen Mangrovengebieten mit Krokodilen und Papageien, Nebelwäldern, Kaffee- und Kakaoplantagen im Hochland, beeindruckenden Seen, Kraterlagunen und seinen noch so ursprünglichen Gegenden.
Costa Rica oder einfach nur Tica
Da bin ich nun kurz darauf: in Costa Rica oder einfach nur Tica, wie die Einheimischen sagen. Hier gibt es weiterhin Reis gemischt mit Bohnen, aber es heißt nicht mehr Gallo Pinto, sondern nur noch Pinto. Die Busse sind erstklassig und (in Nicaragua völlig undenkbar), man steht sauberst in einer geraden Warteschlange um einzusteigen. Touristen, in erster Linie aus den USA, noch und nöcher. Manche sagen eigentlich sei Costa Rica schon ein Teil der USA. So gibt es auch Burger- und andere Fastfood Läden ohne Ende. Und teuer ist es, richtig teuer.
Somit ist mein Plan nicht mehr als zwei Wochen im Land zu bleiben.
Die beste Zeit verbringe ich im Süden auf der Osa-Halbinsel und dem dort gelegenen Corcovado Nationalpark ü wow, was für ein Naturparadies! Eine unglaubliche Tierwelt der ich hier so sehr nahe kommen darf. Einige Tage wandere ich durch den Dschungel, der so voll von kleinen grünen und riesigen roten Papageien und Affen aller Sorten ist, dass man die Anblicke so richtig in sich aufsaugen kann. Und wie elegant die riesig großen roten Papageien immer zu zweit über die Baumkronen des Dschungels fliegen ü da kommen einem die Tränen wenn man daran denkt wie viele von ihnen irgendwo mit gestutzten Flügeln als Maskottchen gehalten werden. Mit von der Partie sind natürlich auch viele Spinnen und giftige Schlangen, von denen schon eine zum Sterben reicht. Gut zu begreifen, dass man nicht zu ihrem potenziellen Futter gehört, sondern sie nur ihren Frieden vor den Menschen haben wollen.
So ist es auch wieder angenehm nach diesen Tagen sauber geduscht mit Blick auf die vom Dschungel umgebene wunderschöne Bucht von Drake in einem richtigen Zimmer schlafen zu können. Von hier aus geht es mit dem Boot weiter durch ausladende Mangroven-Gebiete ins Inland und zurück in die Hauptstadt San Josü, wo ich einen Freund vom Flughafen abhole um zwei Wochen gemeinsam nach Panama zu reisen.
Oh wie schön ist Panama!
Egal wie schön Panama ist, ohne diese Überschrift geht es, glaube ich, nicht ;-)
Unser erstes Ziel gleich nach der Grenze sind die Inseln Bocas del Toro in der Karibik. Sie sind schön, aber nicht ganz so malerisch wie ich sie mir vorgestellt habe. Um nicht im Touristen-Trubel der Hauptinsel Bocas hängenzubleiben, gehen wir gleich mit dem Sammeltaxi-Boot (das hier übliche öffentliche Verkehrsmittel) weiter auf die Inseln Bastimentos mit ihren wilden Stränden und ohne Straßen und Fahrzeuge. Im kleinen Dorf scheinen die Menschen nach und nach im Müll zu versinken ü unglaublich! Unter den einfachen Holzhäusern auf Stelzen sammelt sich der Plastikmüll, alte vergammelte Kühlschränke und was es sonst noch so gibt. Dazwischen spielen die unzähligen Kinder, Hunde und Katzen. Wenn hier nicht bald etwas geschieht zerstören sie ein Paradies.
Was bereits seit kurz vor der Grenze und auch besonders hier außerordentlich auffällt sind die vielen Chinesen, die so gut wie alle Supermärkte in ihrer Hand haben.
Leider gibt es während der Tage die wir auf Bastimentos verbringen einen traurigen Vorfall: Ein Chinese und sein Sohn wollen von der Hauptinsel Bocas neue Ware rüber nach Bastimentos bringen. Lt. Aussage der Einheimischen haben sie, trotz Warnung, ihr kleines Boot mindestens dreifach überladen und sind bei Wind und stärkerem Seegang, der dieser Tage herrschte, mit einer Welle die ins Boot schlug gesunken und beide ertrunken, da sie nicht schwimmen konnten. Nun bleibt ein Teil der Supermärkte auf der Insel geschlossen und egal wo man geht und steht ist der Vorfall das Gesprächsthema Nr. 1.
Schließlich bestaunen wir noch die fast unwirklich erscheinenden riiieeesigen Schiffe wie sie durch den Panama-Kanal gleiten und durch die, wie es scheint, auf den Millimeter passenden Schleusen gezogen werden. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das in Nicaragua alles noch größer werden soll, unglaublich!
Weiter auf dem Programm steht der leider etwas enttäuschende Karneval in Panama City - man ist aber auch verwöhnt wenn man i.d. Umgebung von Köln aufgewachsen ist ;-)
Kurz darauf finden wir uns in einer anderen Welt wieder:
San Blas - 365 Inseln
Die 365 San Blas Inseln in der Karibik zwischen Panama und Kolumbien liegen praktisch auf dem Weg wenn man das Darien Gap (die einzige Unterbrechung der Panamericana die von Kanada bis nach Feuerland führt) auf dem Wasserweg umgeht.
10 Tage reise ich durch die Inselgruppe - ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Bad, ohne Süßwasser, größtenteils ohne Strom mit Übernachtungen in der Hängematte unter freiem Himmel. 365 fast unwirklich scheinende malerische, teils winzigen Karibikinseln. Eine Handvoll Palmen, ringsum weisse Sandstrände (als hätte man sich in eine der kitschigen Postkarten gesetzt) schönste Korallenriffe, Hummer den man sich eben mal zum Abendessen aus dem Meer fischen konnte (bis ich irgendwann dachte: Och, schon wieder Hummer!?) und Kokosnüssen ohne Ende und den sehr traditionell lebenden Kuna Yala, denen dieses (semiautonome) Gebiet gehört. So viele Tiere habe ich gesehen: riesige Manta Rochen, Haie, Pulpos, Seesterne ohne Ende und an einem Tag wurde unser Boot ganz lange von einer riesigen Truppe Delfine begleitet - traumhaft schön!
Zurück in Kolumbien
Nach all diesen Monaten sitze ich nun mit Pullover und Schal im auf angenehme, gefühlte 2 Grad heruntergekühlten Bus von Medellin nach Bogota und genieße meine heißgeliebte, an mir vorbeiziehende Andenlandschaft. So mächtig, so endlos riesig sind sie, die Berge, so sattgrün zum Reinbeißen! Und die Wolken sind nicht immer nur über uns, sondern auch unter uns  Ein Genuss - so könnte ich ewig fahren. Gottseidank ist Kolumbien riesig und so bedeutet dieses kleine Stück auf der Landkarte, 13 Stunden im Bus.
Schön waren sie, die letzten Tage in der big City Medellin. Nach der entsetzlichen Schreckensherrschaft durch Pablo Escobar, ist die Stadt inzwischen eine der sichersten und am besten entwickelten Kolumbiens. Die einzige Stadt Kolumbiens mit einer Metro. Die macht die Wege von A nach B zum Vergnügen. So sauber, so freundlich. Als ich am Busterminal ankomme und mir das Ticket für die Metro zum Hostel kaufe, fragt mich der Ticketverkäufer, trotz langer Warteschlange am Schalter, ob ich denn auch wüsste wo ich umsteigen muss!? Strahlend erklärt er mir die Strecke und nennt mir den Ticketpreis, halt Stopp, er Weiß die Zahl auch in Englisch, Gute Fahrt wünscht er mir und dann ist der nächste Kunde an der Reihe. Bienvenido & Willkommen in Kolumbien! Die Paisas, wie sich die Einwohner Medellins nennen, sind so stolz auf ihre Stadt, dass sie sich für etwas Besonderes halten.
Für mich ist es ein guter Zwischenstopp und mich nach über 3 Monaten mit fast ausschließlich Barfuß-, Shorts- und T-Shirt-Wetter so langsam Rtg. Kälte in Bogota und schließlich Deutschland zu akklimatisieren.
Dort werde ich in wenigen Tagen wieder landen und dann wartet schon das nächste spannende Kapitel:
Italien.
Ein Land, das vom feuchtesten äquatorialen Regenwald bis an den Rand der Sahara reicht, man kann an weißen Tropenstränden baden, an denen Wasserfälle direkt ins Meer enden und an schwarzen Stränden den dritthöchsten Berg Afrikas sehen, einen über 4000m hohen Vulkan. Hier leben Menschen über 200 verschiedener Ethnien, mit über 200 verschiedenen Sprachen, Christen, Muslime und Glaubensvertreter von Naturreligionen friedlich miteinander. Man kann deutsche Kolonial-Geschichte verfolgen und wilde Tiere sowohl in der Savanne als auch im Regenwald sehen.
Kamerun, ein Land vom Tourismus wenig beachtet, grenzend an Nigeria, den Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Gabun, Äquatorialguinea und den atlantischen Ozean.
Ich bin seit Wochen mittendrin in diesem spannenden und auch fordernden Land.
Tausende von Kilometern habe ich mit dem Zug über das Adamawa-Plateau, mit dem Bus über übelste Straßen, mit bis zum Bersten überfüllten Minibussen, Toyota-Corolla-Sammeltaxis (in denen man hinten zu fünft und vorne zu viert reist) mit unzähligen Pannen bis hoch in den Norden zurückgelegt. Tage um Tage weiter auf Moped-Taxis über Feldwege in deren Schlaglöchern ganze Mopeds versinken könnten. Stundenlang durch Staubduschen der knochentrockenen roten Erde, die ich bis vor kurzem noch so verromantisiert habe – jetzt nicht mehr. Der Harmattan, der zu dieser Jahreszeit den Wüstenstaub der Sahara über das ganze Land weht und meist den Himmel und jeglichen Weitblick in einen braungrauen Dunst taucht, beißt auf den langen Srecken in den Augen, der Nase, der Lunge. Ich verschenke meine gerade neu erstandenen Tücher an meine Moto-Taxifahrer, die selber nichts besitzen um sich vor dem Staub zu schützen.
Zwei Tage wandere ich im Norden durch die unbeschreibliche Mondlandschaft der Mandara-Berge bis über die Grenze nach Nigeria. Sehe Menschen mit Krankheiten von denen ich bisher nichtmal ahnte, dass sie existieren. Übernachten kann ich in einer Lehmhütte der einfachen, winzigen Bergdörfer. Das Wasser muss vom Brunnen weit, weit her geholt werden. Gekocht wird hier, wie in all den Dörfern ganz selbstverständlich, auf einer kleinen offenen Feuerstelle, meist im Freien. Gelegentlich habe ich das Gefühl ich wandere durch ein Museeum, welches zeigt, wie die Menschen einst lebten, aber es ist Realität, es ist jetzt und hier und es wird noch lange so sein.
Der wöchentliche Markttag ist das Highlight. Alle tragen ihre schönste Kluft, da man ja sieht und gesehen wird. Was für ein wundervoll farbenfrohes Ereignis!. Ein Mann mit einem kleinen Beutel voll Bohnen begleitet mich unterwegs ca. 2 Stunden über die Feldwege zum nächsten Markt um diese dort zu verkaufen und für das wenige Geld eine Kleinigkeit an anderen Lebensmitteln für die Familie mitzubringen.
Eine weitere lange Reise bringt mich recht nah a.d. Tschad, zu den Giraffen und Spuren der Löwen und Elefanten. Leider ist von letzteren weit und breit nichts mehr zu sehen, wurden hier doch erst vor wenigen Monaten hunderte von Elefanten brutal abgeschlachtet – nur wegen des Elfenbeines.
Nach zwei Wochen verabschiede ich mich aus dem unglaublich trockenen Norden und reise in drei Tagesetappen ins westliche Grasland. Es tut gut wieder grüne Landschaft zu sehen. Eine Audienz beim König bekomme ich und besorge als Gastgeschenk noch rasch ein schönes Huhn und 10 Liter Palmwein. Leider reicht die Zeit dann nicht mehr zum für mich angedachten Festmahl, wofür eigens geschlachtet wurde, zu bleiben. Aber ich finde es eh recht anstrengend sich in ewig geduckter Haltung (zum Zeichen der Unterwürfigkeit) zu unterhalten. Faszinierend, dass sich entsprechend auch jede seiner vielen Frauen zu verhalten hat.Überhaupt ist mir bei dem, was ich hier an Ausmaß von Polygamie erlebt habe, fast die Spucke weggeblieben. Die einzelnen Stammesoberhäupter (Fons oder Chiefs) halten sich doch gerne mal 50 bis 100 Frauen und diese leben keineswegs komfortabel, sondern teilweise erschienen mir die Unterbringungen und die Art wie sie leben müssen so trist wie lebendig begraben – schaurig…brrrr.
Ich freue mich auf die Küste und eine Entschleunigung des Reisetempos. Anstrengend waren die letzten Wochen. Ratten auf den Zimmern und überall wo auf der Straße gekocht wird, scheinen normal zu sein. Äußere ich dazu meine Abneigung, fragen die Menschen mich ob ich keine Ratten mögen würde – nein, ich mag sie nicht!
Überhaupt scheinen die Kameruner, was Schmutz angeht, absolut schmerzfrei zu sein – es ist unglaublich! Sie sind Meister darin irgendwo rumzuliegen und vor sich hinzudösen – stattdessen einen Lappen in die Hand zu nehmen oder allgemein Dinge zu pflegen um sie in einem guten Zustand zu erhalten, scheint vollkommen fremd zu sein. Alles ist in einem Maße verkommen, wie man es sich kaum vorstellen kann.
Inzwischen habe ich die schwarzen Vulkanstrände im Norden abgehakt und lausche nun schon seit einigen Tagen den Wellen der wundervoll hellen Strände im Süden. Bis kurz vor die Grenze zu Äquatorial Guinea habe ich es geschafft. Was macht man hier, wenn der Hunger sich meldet und es meilenweit weder Restaurant noch Kiosk gibt? Dann klettern die kleinen Jungs aus dem Dorf die Palmen hoch und nach 3 Kokosnüssen kann man nur noch satt und faul am Tropenstrand liegen und in den Fluten treiben – herrlich
Morgen heißt es vom Atlantikrauschen Abschied nehmen, zurück nach Yaoundé, wo die Reise vor 4 Wochen begonnen hat und heim ins kalte Deutschland.
Allen Daheimgebliebenen wünsche ich ein wundervolles neues Jahr!
Jetzt geht die Reise langsam weiter. Ein winziges Stück auf der Landkarte, Stunden um Stunden unterwegs. Es geht mit der Fähre durch traumhafte Fjordlandschaften mit mystischen Blicken durch tief wolkenverhangenen, langsam aufklarenden Himmel auf Gletscher und verschneite Vulkane. Später geht es weiter auf dschungelig zugewucherter Schotterpiste. Der hier sonst so übliche patagonische Regen beibt heute aus
Straße, Fähre, Piste, Fähre, Piste, Fähre, Piste und schließlich das Ziel der ersten Etappe: Chaiten. Ein Ort der in 2008 vom Vulkan Chaiten mit einem Meter Asche überschüttet wurde. Ein Vulkan der angeblich seit hunderten von Jahren nicht aktiv war. Selbst kurz vor dem Ausbruch beteuerten Wissenschaftler noch, dass es sich hier um seismologische und nicht um vulkanische Aktivitäten handle. Die Menschen sind geflüchtet wohin sie auch immer konnten und haben alles zurückgelassen. Die Regierung wollte sie an einem anderen Ort wieder ansiedeln, aber ca. 80 der Einwohner sind entschlossen wieder in den Ort zurückgekehrt und haben damit begonnen ihre Häuser freizuschaufeln und alles von diesem feinsten Staub zu befreien. Es ist unglaublich - ich hätte schnell aufgegeben.
Auf den ersten Blick macht der Ort einen gewöhnlichen Eindruck. Erst auf der Suche nach einer Hospedaje merken wir, dass wir ständig vor verlassenen Geisterhäusern stehen.
Bitterkalt wird es am Abend. Die Unterkünfte sind eisig. Der einzig warme Raum in den Häusern ist meist die Küche, in der der Ofen gefeuert wird.
Unser 'Vertrauensmann' Nicholas geht mit seinen Kindern allabendlich ein Eis kaufen - das Highlight des Tages! Ich kann das nicht begreifen, bei der Kälte! Erst als er erzählt, dass sie hier seit kurzem, nach drei Jahren wieder Strom haben und es somit all die Jahre kein Eis gab, verstehe ich, was es für die Kinder bedeudet.
Die kleinen Läden im Dorf sind nur mit dem nötigsten bestückt und die Reise zur nächsten Stadt ist weit.
Mitten auf der Schotterpiste kurz vor Chaiten besagt ein Schild, man solle vor der Durchfahrt darauf achten ob gerade ein Flugzeug landet! Ein kleines Stück der Piste ist nämlich gleichzeitig die Landebahn – sehr spannend Und somit gibt es die Möglichkeit auch etwas schneller in die nächste Stadt zu gelangen.
Nachdem das Eisritual erledigt ist, schlendern wir mit Nicholas durch das dunkle, kalte Dorf und überlegen, wer uns morgen zum Wandern zum Parque Pumalin und am Nachmittag zum Baden zu den heißen Quellen bringen kann. Er gibt sich noch i.d. Nacht alle Mühe jemanden für uns zu finden, klopft bei dieser und jener Familie am Haus und fragt und fährt schließlich noch mit uns raus aus dem Dorf zu Horacio, der dort bei Flutlicht fleißig eigenhändig ein paar wunderschöne Cabanas für Touristen baut. Der Zufahrtsweg wurde aus Vulkanasche aufgeschüttet. Viiieele Straßen könnte man aus der Asche aufschütten, die das Dorf verschüttet hat, denn irgendwo muss man ja hin mit all dem Zeug. Man kann sich so schwer vorstellen um welche Massen es sich hier handelt, wenn man es nicht eigenhändigt gesehen hat.
Horacio spricht prima Englisch, erzählt uns viel über die Gegend und den Tag des Vulkanausbruchs. Im Parque Pumalin wandern wir ein wenig, sehen die wundervollen unendlich alten Alerce Bäume mit ihrer schönen warmroten Farbe und dem so gut wie unkaputtbaren Holz. Es gibt herrliche Wasserfälle und mannshohe Rabarberpflanzen – ein dschungelig zugewuchertes Paradies.
Am Nachmittag beginnt es, wie gewünscht, zu regnen und wir baden genüsslich i.d. heißen Quellen.
Am nächsten Tag möchte ich weiter nach Puyuhuapi reisen, doch es geht nur bis La Junta, ca. 50km davor. Die Leute aus dem Dorf empfehlen mir dort die Polizei zu bitten mir ein Fahrzeug anzuhalten, welches mich dann bis Puyuhuapi mitnehmen kann. Die Idee finde ich toll Wenn man dann aber vor La Junta auf der Schotterpiste steht und stundenlang meilenweit kein Fahrzeug sieht, kommt man mit dieser Idee auch nicht besonders weit... So verbringe ich eine Nacht bei einer freundlichen Familie im nicht besonders malerischen La Junta.
Es ist nasskalt, kalt und nochmal kalt. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um 4:20Uhr, da der einzige Bus früh Rtg. Puyuhuapi fährt.
Inzwischen habe ich vor lauter Kälte Fieber und Schüttelfrost und bin überglücklich endlich am Ziel, einem wunderschönen Fjord in einem wundervollen Hostel von der guten Luisa mit einer Wärmeflasche empfangen zu werden Ihre Eltern zählten dort vor vielen Jahren als deutsche Einwanderer mit zu den ersten Siedlern. Sie hat tolle Geschichten zu erzählen und es ist ein guter Ort um sich ein paar Tage bei strömendem Regen im Bett vom Fieber zu kurieren.
Von Luisa herzlich gesund gepflegt geht es schließlich noch gute 200km weiter entlang der Carretera Austral bis Coyhaique. Erst entlang wundervoller Fjorde und schließlich wird die Landschaft weiter und ganz anders: Wiesen, abermals und abermals km-weit von lila Lupinen übersät - so unglaublich schön, dass ich die Augen garnicht weit genug aufreißen kann
Das Ziel ist dann wieder weniger malerisch: ein trubeliges, eher graues Städtchen, was mir den Abschied von dieser tollen Strecke und den Weiterflug in den Süden leichter macht.
Die lange Reise geht weiter wo sie vor gut 6 Jahren geendet ist - Buenos Aires hat mich wieder. Tango a.d. Straße, Dulce de Leche an jeder Ecke, 9de Julio, die breiteste Straße der Welt. Ich bleibe gleich im Zentrum und genieße. Die Stadt ist vertraut. Dennoch bleibe ich nur eine Nacht, denn der mir bisher unbekannte Süden Argentiniens und Chiles will erkundet werdet.
Schnell lasse ich mich dazu überreden nicht, wie geplant, mit dem Zug weiterzureisen, da dieser angeblich unendlich unzuverlässig sein soll und ständig liegen bleibt. So kaufe ich mir ein teures Busticket um am nächsten Tag 9Std. weiter an der Ostküste in den Süden nach Monte Hermoso an den Strand zu reisen. Erstmal Kraft tanken, bevor es dann so richtig losgehen soll. Der Bus hat prompt mehrere Stunden Verspätung und gleich kurz hinter Buenos Aires bleiben wir erstmal drei Stunden liegen. Sonnen im Straßengraben, wundervoll ;-) Hätte ich doch das Zugticket gekauft! Willkommen in Südamerika - das ist die erste Übungseinheit in Sachen Geduld und Gelassenheit, von denen noch so einige während meiner bevorstehenden Reise folgen werden...
Leider habe ich mich mit der Jahreszeit etwas verkalkuliert und so finde ich anstatt Strandbadewetter eher stürmisch, verregnetes Frühlingswetter vor. Das Örtchen ist wie ausgestorben und die Hostels menschenleer. Umso verwunderlicher für die Einheimischen, was um alles in der Welt hier eine deutsche Alleinreisende will. Die Fragezeichen in den Gesichtern werden von Tag zu Tag größer, bis ich notgedrungen mal wieder die Geschichte erzähle, dass mein Freund derzeit noch in Deutschland arbeiten muss und ich bereits etwas früher losreisen konnte und ihn in einer Woche treffen werde. Da strahlen die Gesichter, das macht Sinn! Na dann ist ja alles in Ordnung
Da mich die endlosen eintönigen argentinischen Weiten hier im Osten landschaftlich nicht so vom Hocker gerissen haben, geht es mit dem Nachtbus weiter Rtg. Puerto Madryn, Peninsular Valdez.
Endlich sehe ich sie, die Wale, die direkt bis an unser Boot heranschwimmen, darunter wegtauchen und sogar Junge dabei haben. Um uns herum wimmelt es nur so von ihnen und immer und immer wieder sehen wir die beeindruckenden Flossen bevor sie abtauchen und die großen Fontänen die sie ausstoßen. Zum Abschied springt noch einer der Wale aus dem Wasser in die Luft - mehr ging wirklich nicht - ich bin glücklich. Als Nachgang dann noch einige wunderschöne schwarz-weiße Delphine, Seehunde, Unmengen zum Schreien komischer Pinguine und vieles mehr Der Abstecher hierher hat sich gelohnt!
Weiter geht es auf direktem Weg Rtg. Westen nach Bariloche. Die Schweiz Argentiniens. Endlich wieder Landschaft wie ich sie soo sehr mag Es ist wundervoll. Gottseidank ist Bariloche derzeit nicht grau von Vulkanasche zugeschüttet (wie ich vorher von vielen Leuten gewarnt wurde). Allerdings zieht in unregelmäßigen Abständen immer wieder Asche des immer noch aktiven Vulkanes von Chile herüber. Mehr in Mitleidenschaft gezogen ist leider noch Villa La Angostura etwas weiter nördlich gelegen. Mir erscheint dieser Kampf gegen die Asche die alles, alles überdeckt, deprimierend. Die Natur wird viele Jahre brauchen um zu ihrem ursprünglichen Zustand zurückzufinden, aber die Menschen scheinen sich damit arrangiert zu haben.
Meine Tage in Bariloche genieße ich in vollen Zügen mit wunderschönen Wanderungen, vorbei an malerischen Seen, Paragliden, Ausflügen zu Wasserfällen und sonderbar schwarzen Gletschern. Ich eröffne mit einigen Argentiniern die Badesaison im Lago Escondido.... brrr, frisch, aber nach einer Wanderung so herrlich. Danach wird, klassisch argentinisch, in der Runde Mate getrunken und schließlich geht es noch auf ein Stück Schokoladenkuchen in die Colonia Suiza - so lässt es sich leben... obwohl das nicht so ganz das ist, was man sich unter Südamerika vorstellt. Jeder erzählt stolz von seinen europäischen Vorfahren und jede bestehende europäische Kolonie wird groß angepriesen. Es ist westlich, modern, könnte Europa sein. Ein wenig sehne ich mich nach etwas mehr Einfachheit.
Einige Tage darauf geht es über die Anden nach Puerto Montt, Chile. Der Bus fährt direkt durch eine frische graubraune Vulkanaschewolke. Der Staub beißt in den Augen, der Nase, der Lunge. Eine nicht schöne, aber interessante Erfahrung.
Puerto Montt wird schließlich der Startpunkt für eine traumhafte und sehr eindrucksvolle Reise entlang der Carretera Austral Rtg. Süden, von der ich bald berichten werde.
Jetzt aber muss ich mich erstmal auf meine geplante Vulkanbesteigung vorbereiten und schicke zufriedene Grüße aus Pucón
Dörte
Lange hat es gedauert, aber nun geht die Reise mit den ausstehenden Berichten auf dieser Seite wie versprochen endlich weiter und fuehrt zunaechst von Thailand ueber die Grenze nach Laos...
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Als wir, stadtmuede, beschlossen das Warten auf Inga’s Rucksack aufzugeben, sie sich das Noetigste zum Reisen zugelegt hatte und wir am naechsten Morgen frueh rtg. laotische Grenze aufbrechen wollen, kommt die Nachricht, dass der Rucksack in Bangkok gelandet ist und am Nachmittag den Flieger nach Chiang Mai nimmt. In Deutschland waeren die meisten aufgrund einer solchen Situation vor Aerger wohl schon einem Herzinfarkt nahe – wir sind gelassen . Dennoch wollen wir nun keinen einzigen Tag mehr verschenken und so geht es nach erfolgreicher Rucksackabholung am Abend noch mit dem Bus eine kleine Etappe weiter Rtg. Grenze: Chiang Rai. Mehr schaffen wir nicht mehr. Die Fahrt geht im Sonnenuntergang mit einer wundervollen Abendstimmung in die Dunkelheit hinein und wir sind alle Drei uebergluecklich endlich 'on the road' zu sein.
Für den Weg zum Hostel stapeln wir uns mit drei Mann + Gepaeck in ein Tuk Tuk, welches zur Not für zwei Leute ohne Gepaeck noch komfortabel waere. Wohin mit den Beinen? Kein Problem, die kann man ja immer irgendwie um die Schultern falten und die Fuesse zur Seite unterm Dach raushaengen lassen – und los geht’s! Jaaa, das ist toll! Wir sind so gestapelt ueberladen, dass wir aufpassen muessen vor lauter Lachen nicht beim Fahren rauszufallen.
Spaeter geraten wir dann auf der Suche nach Abendessen irgendwie auch in die Art von Straße, in der Markus das Fuerchten bekommt und Inga hektisch aufpasst ihre bessere Haelfte nicht gleich zu Beginn der Reise an eine kleine Thaifrau abtreten zu muessen – puh, geschafft! Die beiden sind entsetzt, mich erinnert es an eine entschaerfte Version meines beach breaks in Hua Hin und nocheinmal mehr freuen wir uns ab morgen in Laos zu sein.
Laa kwan, auf Wiedersehen Thailand – Sabaaidii, Hello Laos!
Ueber den Mekong passieren wir die Grenze. Ich bin in der gluecklichen Lage seit Bangkok bereits im Besitz eines Laos-Visums zu sein und reise schnell und unkompliziert ein, waehrend alle anderen eine Ewigkeit auf ihr Visum warten muessen. Nach langem Fragen kommt heraus, dass der 'Einreisestempelvergeber' gerade zu Mittag isst. Ach so! Na dann, warten wir halt noch ein Stuendchen bevor man das Land betreten darf, macht ja nichts ;-) Alles sehr entspannt hier in Laos…
Und das ist es wirklich. Sobald man beim Reisen eine Grenze passiert, beginnt man unweigerlich damit festzustellen worin sich dieses Land nun vom vorherigen unterscheidet. Der Einfluss der Franzosen laesst gruessen: es gibt Baguette!!! Und angeblich sogar Kaese! (Vier Wochen spaeter weiss ich dann auch, dass sich diese Bezeichnung in Laos alleinig auf ‚La vache qui ri‘ bezieht und mir der Schmierkaese bald zum Halse heraushaengt.) An die laotische Art, das Baguette mit suesser Kondensmilch zu essen muss man sich allerdings auch erst gewoehnen. Ansonsten ist der Sticky Rice (klebt etwa wie sehr zaehes Kaugummi) das saettigende Grundnahrungsmittel der Laoten. Wieder eine neue Sprache, die Gesichter sind breiter und die Menschen weniger zierlich als die Thais, Busfahrer die so langsam fahren, dass ich mich fast nach den Kamikazefahrten in Thailand zuruecksehne. Wiiieesoo schalten die Fahrer am Berg immer erst einen Gang runter kurz bevor der Bus zum Stehen kommt weil es in dem hohen Gang hoechstens noch zum Getriebeschaden reichen wuerde??? Und es gibt viiieele Berge im Norden von Laos! Und es gibt viiieele Kurven im Norden von Laos! Und viiieele Laoten neigen scheinbar sehr zu Reiseuebelkeit. Gut, in den Bussen haengen schon beim Einsteigen ausreichend Spuckbeutel unter der Decke und die werden auch gebraucht!
Unangenehm wird mir das erst nach einer durchkraenkelten Nacht, nachdem ich mich kurz vor der Abreise schnell noch einmal im Hostel uebergeben musste und denke, dass ich nicht wirklich reisefaehig bin. Egal, die nächste Etappe ist eine kurze: 3Std., das schaffe ich. Damit, dass die angekuendigte Abfahrtzeit mal wieder nicht stimmte und wir 3Std. am Busbahnhof warten muessen bis es wirklich losgeht, hatten wir nicht gerechnet. Ich sterbe :-( Als wir dann alle im Bus sitzen, der Gang mit schweren Reissaecken vollgestapelt ist und nichts mehr geht, kommt der Ordnungsinn der Laoten zum tragen. Scheinbar sitzt kaum jemand auf dem ihm urspruenglich zugewiesenen Platz und das geht ja nun wirklich nicht! Also: der Englaender von da ganz hinten muss ueber die Reissaecke und Menschen ganz nach vorne wechseln. Dafuer die Mutter mit den vier Kindern i.d. Mitte und der Franzose sitzt auch falsch! Also wirklich, was ist denn hier los!? So verbringen wir noch ein Stuendchen mit der Ordnungsaktion, niemand sitzt mehr dort wo er gerne gesessen haette, aber die Dame der Busgesellschaft ist zufrieden und los geht’s. Neben mir sitzt nun ein Vater mit zwei kleinen Jungs auf dem Schoss, die sich nach besten Kraeften waehrend der ganzen Fahrt wieder und wieder uebergeben. Leider trifft man den Spuckbeutel auch nicht immer so gut wenn man noch so klein ist und auch die durchdachte Konstruktion des Vaters, der seinem Sohn den Beutel einfach rechts und links an den Ohren befestigt, schafft es nicht das Uebel abzufangen. Die zweite Garnitur Kleidung des Kleinen (fuer solche Notfaelle) ist auch schnell eingesaut und weiter geht’s. Koennt ihr euch vorstellen wie es rings um den Sitz aussah und welcher Geruch den Bus durchstroemte? Ich kann es. Ist ja auch alles nicht so schlimm, wenn man sich nicht selber so zusammenreissen muss, weil es einem gaaarnicht gut geht. Oh mein Gott, ich will nur noch ankommen, Ruhe und liegen. Was man nicht alles tut, damit die Reise weiter geht…
Aber alles wird gut. Am naechsten Morgen fuehle ich mich wieder wie neugeboren. Ich bitte den aelteren, sonnengegerbten, dunkelzahnigen Herren des Hostels, der mit etwa bis zur Brust reicht, mir im Gemeinschaftsbad zu zeigen wie das mit dem warmen Wasser funktionieren koennte. Das macht er, bleibt dann hartnaeckig im Bad stehen, sagt mir: 'I love you' und strahlt mich an! Ich lache und meine freundlich, dass sei ja nett, ha, aber als er dann seine Haende zu meinem Gesicht ausstreckt, verlaesst mich meine Geduld und es fliegen die Fetzen und die Tuere. Dann geniesse ich meine lauwarme Dusche – alleine
Weiter geht es in die Berge nahe der chinesischen Grenze. Bitterkalt fahren wir zwei Stunden auf dem laostypischen Sawngthaew (eine Art ueberdachter aber ansonsten offener Pick up mit zwei Holzbaenken auf jeder Seite) nach Muang Sing. Ich ueberlege meinen warmen Schlafsack auszupacken, damit wir uns einwickeln koennen um nicht zu erfrieren.
Bis zum heiligen Abend begeben wir uns auf eine anstrengende, aber traumhaft Trekkingtour die uns noch naeher an die chinesische Grenze bringt und uns Blicke ueber die Berge bis ins Nachbarland bietet. Zum Mittagessen bedecken wir den Boden mit grünen Zweigen (als Tischdecke) und darauf wird das in Palmblaetter eingewickelte Essen ausgebreitet. Die Nacht verbringen wir in einem Akha-Dorf. Dieser Stamm lebt hier abgeschieden in den Bergen und feiert gerade schon das mehrtaegige Neujahrsfest.
Unser Nachtlager breiten wir auf dem Boden einer Huette aus und gekocht wird ueber dem offenen Feuer im selben Raum. Inga und ich denken uns, dass es unhoeflich sei so schmutzig wie wir vom Trekking sind an der Neujahrsfeier teilzunehmen und so schwingen wir uns die Sarongs um (wie es die laotischen Frauen zum Waschen und Baden i.d. Fluessen machen) und goennen uns an der einzigen Wasserstelle mitten im Dorf eine 'Dusche'. Und dann kann es losgehen: Aus den vom laut brummenden generatorbetriebenen Boxen schallt so ohrenbetaubende rauschender Laos Pop, dass wir glauben nach diesem Aufenthalt einen Gehoerschaden davonzutragen. Aber dabei kann man es natuerlich nicht belassen. Ganz wichtig ist auch noch die traditionellen Stammesklaenge mit einzubringen. Und so stehen die Einheimischen dort und lassen immer wieder riesige, schwere Bambusstaemme vor sich auf eine dicke Holzplanke schnellen. Die Klaenge konkurieren mit der Lautstaerke der aus den Boxen droehnenden Musik und dass weder der Takt noch sonstwas zusammen passt ist ja egal. Wenn man genug LaoLao (selbstgebrauten Reiswhisky) getrunken hat, dann stoert einen das ueberhaupt nicht mehr. Und so torkeln auch die kleinen (vielleicht 6jaehrigen) Kinder mit der Schnapsflasche durchs Dorf und koennen sich vor lauter Alkohol kaum noch aufrecht auf den Beinen halten...(ohne Kommentar).
Am naechsten Tag passieren wir weitere Doerfer in denen ohrenbetaeubende und farbenfrohe Neujahrsfeiern stattfinden.
Im letzten Dorf ist Ruhe – ein anderer Stamm, d.h. hier noch kein Neujahr… Die Kinder laufen uns neugierig hinterher und nachdem sie ihre groebste Scheu verloren haben, lassen sie sich der Reihe nach, von Inga und mir rechts und links an den Armen gefasst durch die Luft wirbeln. ‚Eins zwei drei huuuiii‘ rufen wir immer wenn wir zum Schwung ausholen und wir staunen nicht schlecht, als fuenf Minuten spaeter die ganze Dorfkinderschar um uns herum stolz auf Deutsch (!) ‚eins zwei drei huuuiii‘ ruft! Wie leicht wuerde es diesen Kindern fallen eine andere Sprache zu lernen, wenn es nur jemanden gaebe der sie unterrichten wuerde…
Es ist heilig Abend, als wir von unserer Tour zurueckkehren. Markus geht es garnicht gut und waehrend er sich im Bett gesund schlaeft, goennen wir Maedels uns ein wunderbares ‚Weihnachtsessen‘ bei einer ruehrenden laotischen Familie, die direkt neben der im Freien stehenden, winzig kleinen Kraeutersauna kocht. Gegessen wird, wie immer, draussen und da es hier in den Bergen nachts mal wieder bitterkalt wird, koennte man sich so einen Saunagang ganz angenehm vorstellen. Aber stattdessen decken wir zurueck im Hostel einen schoenen Weihnachtstisch mit Weihnachtsbaum (ein 10cm langer Tannenzweig, der mit einer Holzwaescheklammer als Christbaum aufgestellt wird) und Teelichtern. Dazu gibt es Spekulatius (die auf der Reise ueber Talin so gelitten haben, dass es nur noch Kruemmel sind) und Beerlao. Dann die kroenende Bescheerung: Markus hat aus Deutschland zwei Tafeln leckerste Schokolade mitgebracht! Oh, wie lange habe ich keine gute Schokolade mehr gegessen! Es ist wundervoll und wir sind sooo zufrieden
So verbringen wir noch einige Tage an verschiedenen Orten im Norden Laos, die teilweise nur mit kleinen Booten zu erreichen sind. Strom gibt es oft nur von 18 – bis 20Uhr vom Generator. Schliesslich schippern wir in einer eintaegigen Flussfahrt auf einem kleinen, mit 9 Leuten gecharterten Bötchen gen Sueden. Erst auf dem malerischen Fluss Nam Ou, der dann vor Luang Prabang in den gewaltigen Mekong muendet. Auch wenn wir eng gepfercht in unserem Boot hocken und uns so manches mal fragen wie unser Bootsmann die verschiedenen Huerden im Fluss immer wieder meistert, ist es traumhaft: am Ufer winzige Doerfer, zwischen Ochsen badende Kinder, waschende Frauen und viele wunderschoene Szenen ziehen an uns vorbei. Wir fahren in den Sonnenuntergang, erreichen kurz darauf unser Ziel und sind uns alle einig, dass es keine schoener Art geben kann in Luang Prabang anzukommen.
Ein gepflegtes kleines Staedtchen, nun gerade zwischen Weihnachten und Neujahr mit Touristen ueberlaufen, aber irgendwie einfach nett.
Wir stehen, wie alle anderen auch, morgens um 5:30Uhr auf um uns die Moenche in ihren leuchtend orangen Gewaendern beim morgentlich Bettelgang durch die Strassen anzusehen und geniessen einen der schoensten Sonnenuntergaenge vom That Phu Si Huegel mit Blick auf den sich in diesem Licht scheinbar blutrot faerbenden Mekong.
Silvester wollen wir noch weiter suedlich in der Hauptstadt Vientiane verbringen. Allerdings kraenkeln wir immer und immer wieder alle abwechselnd und so schaffe ich es kurz vor Mitternacht nicht mehr mich auf den Beinen zu halten und beginne das neue Jahr mit Fieber und Schuettelfrost im Bett. Egal, ein Neujahr haben wir ja schon gefeiert und ein weiteres liegt in Vietnam noch vor mir ;-)
Wir sehnen uns inzwischen nach Wärme und Ruhe und beschliessen etwas zuegiger ganz in den Sueden ins Mekong Binnendelta zu reisen. In sechs Tagen schaffen wir die 600km. Mal mit dem Bus auf dessen Dach wie selbsverstaendlich die Mopeds gehieft und festgezurrt werden, vorbei an Strassenstaenden mit grauselig zum Essen getrockneten Viehchern, vorbei an Teppichen aus roten Chillis und Algen, die auf den Strassen zum Trocknen ausgebreitet oder aufgehängt werden, dann mal wieder ein Stück mit dem Boot auf dem Mekong, zwischendurch nochmals ein Abstecher mit einer wunderbaren Trekkingtour.
Im kleinen Staedtchen Pakse halten drei Laotinnen Phim, Sone und Nak kichernd mit dem Moped neben mir und nehmen offenbar ihren ganzen Mut zusammen um mich zu fragen ob ich bereit waehre mich von ihnen zum Thema Weihnachten in meinem Land interviewen zu lassen. Im Rahmen ihres Englischstudiums haben sie diese Aufgabe bekommen. Wir duesen mit dem Moped in eine nette Kaffeebar und die drei fragen mit Loecher in den Bauch. Toll ist das
Schliesslich haben wir unser letztes Ziel in Laos erreicht: wir legen mit dem Boot auf DoneDet, eine von tausenden winzigen Inseln im Mekong Binnendelta, an und suchen uns fuer 2USD eine wunderschoene Palmhuette mit Haengematten vor der Tuer direkt am Sonnenuntergangsufer am Mekong. Koennte es schoener sein!? Hier gibt es keine Strassen, keinen Strom und das Wasser zum Kochen und zum Waschen wird aus dem Fluss geholt. Die vielen Kinder toben hinter der Huette und im Wasser herum, singen stolz die laotischen Hits hoch und runter, bringen uns gelegentlich sonderbare Koestlichkeiten vorbei und geniessen es besonders auf unserer Terasse zu hocken und Englisch zu lernen.
Wir machen kleine Ausfluege, erkunden die Nachbarinseln, schauen uns die gewaltigen Mekong-Wasserfaelle und die Flussdelphine an und geniessen so die letzten gemeinsamen Tage, bis Inga und Markus ihre Ruecksaecke packen und wieder nach Deutschland heimreisen muessen. Eine schoene gemeinsame Zeit hatten wir.
Nun schaukel ich wieder alleine in meiner Haengematte vor der Huette. Die Laotin Pai kommt mit ihrer kleinen Tochter Be vorbei und bringt ein Laotisch-Englisch-Buch mit. Bethel-kauend und -spuckend hockt sie neben mir, wir ueben den halben Nachmittag Englisch und langsam fuellt sich meine Terasse mit Neugierigen und Wissbegierigen. So beginne ich darueber nachzudenken wie es waere noch ein paar Wochen auf der Insel zu bleiben und mir eine Aufgabe zu suchen, wie z.B. in der kleinen Inselschule Englisch zu unterrichten. Ich mag dieses Fleckchen Erde und die Menschen so gerne, dass ich merke an dem Zeitpunkt der Reise angelangt zu sein wo man entweder am naechsten Tag seine Sachen packt und weiterreist oder ansonsten laaange bleibt.
Ich geniesse den Sonnenuntergang mit all seinen abendlichen Eindruecken. Es ist wundervoll: das Licht, der sanft dahinfliessende Mekong, die Inselchen, die im Fluss badenden Kinder, die Fischer, die ihre Netze auswerfen und all die anderen Einheimischen die noch geschaeftig in ihren kleinen, langen Booten unterwegs sind, die Frauen mit den spitzen Hueten, lautes Lachen, Einfachheit, so funktioniert das Leben hier, wovon wir in Deutschland glauben, so ginge es schon lange nicht mehr. Der feuerrote Sonnenball verschwindet.
Am naechsten Tag organisiere ich meine Weiterreise zur kambodschanischen Grenze, einen Tage spaeter packe ich frueh morgens meinen Rucksack, waehrend Pai mit Be auf meinem Bett sitzt und zuschaut. Ich verabschiede mich, wenn ich ganz ehrlich bin mit Traenen in den Augen, vom Dorf und reise weiter.
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